Die Planung eines Workshops erfordert mehr als nur die Auswahl eines Themas und das Zusammenstellen von Materialien. Insbesondere wenn es um kreatives Schreiben mit Künstlicher Intelligenz geht, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, um eine niedrigschwellige Teilhabe zu ermöglichen und die Teilnehmenden zu einer eigenständigen und produktiven Auseinandersetzung mit großen Sprachmodellen zu motivieren. Geklärt werden sollten darum folgende Fragen:
Unabhängig von Zielgruppe, Workshop-Inhalt und Textform, gibt es bestimmte Grundbedingungen, die erfüllt sein sollten, um einen gelungenen Workshop zu planen. Dazu zählen:
Technische Voraussetzungen
Um mit großen Sprachmodellen zu schreiben, müssen technische Voraussetzungen geklärt werden. Entweder wird den Teilnehmenden im Voraus mitgeteilt, dass sie sich eigenständig um einen Zugang zu einem Sprachmodell kümmern sollen oder die Lehrperson stellt sicher, dass ein Zugang für alle gewährleistet ist. Über Plattformen wie z. B. https://fobizz.com/ [1] haben Lehrpersonen die Möglichkeit, digitale Klassenräume zu öffnen, in denen unkompliziert auf ein Sprachmodell zugegriffen werden kann (z. B. über einen Link oder QR-Code), sodass sich niemand vorher bei einer Plattform anmelden muss. Es ist ratsam, diese Möglichkeit immer als Option (bereits in der Workshop-Ankündigung o.ä.) zur Verfügung zu stellen, insb. in der Arbeit mit Kindern (die keinen Account erstellen können oder dürfen) oder um Workshop-Teilnehmer:innen nicht auszuschließen, die aus persönlichen Gründen keinen Account bei OpenAI o.ä. anlegen möchten. Voraussetzung ist ebenfalls, dass vor Ort ein Internetzugang für alle gewährleistet ist. Ratsam ist ebenfalls, den Teilnehmer:innen mitzuteilen, dass sie neben dem Chatverlauf (mit dem Sprachmodell) zusätzlich ein Sprachverarbeitungsprogramm öffnen (z. B. Pages oder Word), in das KI-generierte Textabschnitte kopiert und dort weiterbearbeitet werden. So kann der kreative Text unkompliziert zusammengefügt und bearbeitet werden.
Workshop-Aufbau
Ein gelungener Workshop sollte folgende Ebenen beinhalten:
Um eine aktive Teilnahme zu erwirken, lohnt es sich, am Anfang des Workshops eine kurze Kennenlernphase einzuplanen. Auch bei Workshops, in denen wenig Zeit zur Verfügung steht, lohnt es sich, den Workshop z. B. mit einer kurzen Namensrunde zu öffnen, um die Gruppe zu aktivieren und ein Gruppengefühl zu erwirken. In Workshops, in denen mehr Zeit zur Verfügung steht, ist es ratsam, die Teilnehmenden zu bitten, ihre Erfahrung mit KI und Kreativem Schreiben zu schildern, ebenso ihre Erwartungen an den Workshop zu formulieren. Um in kürzeren Workshop-Formaten ausschweifende Redebeiträge zum Erfahrungsstand zu vermeiden, kann auch mit Umfragen gearbeitet werden. Als Beispiel für einen Einführungsworkshop, der sich an Studierende “Lehramt Deutsch” (verschiedene Semester) richtet:
Wie viel Erfahrung hast du mit Kreativem Schreiben? Ordne dich einer der 3 Kategorien zu:
1) Rookie: Das letzte Mal, dass ich einen kreativen Text geschrieben habe, war in der Schulzeit, eigentlich schreibe ich seitdem nur Hausarbeiten.
2) Ich schreibe hin und wieder literarisch, aber eigentlich nur für mich. Ich habe meine Texte noch nicht oder bisher nur mit sehr engen Freund:innen geteilt.
3) Profi: Ich schreibe oft und viel: Ich teile meine Gedichte/Kurzgeschichten/Romane/etc. z. B. online, habe schon mal an einer Schreibwerkstatt teilgenommen, einen Kurs zum “Kreativen Schreiben” belegt und/oder bin mit verschiedenen Schreibformen vertraut.
Es gibt keine Regeln dafür, ob es sinnvoller ist, mit einem Input zu starten, der den Teilnehmenden einen Überblick verschafft, ob Material (z. B. Text) eingesetzt wird, der von den Teilnehmenden bearbeitet wird (um eigenständig Wissen zu erarbeiten) oder ob Informationen und Wissen grundsätzlich nur über praxisorientierte Aufgaben vermittelt werden. Überlicherweise werden Ansätze verbunden und sind nie trennscharf zu betrachten. Wichtig ist jedoch, in der Workshop-Planung Phasen und Kompetenzziele zu definieren, um genug Zeit . Ebenso sollte ausreichend Zeit für Reflexionen eingeplant werden. Der Workshop sollte darüber hinaus eine Klammer (Anfang + Ende) haben. Ob zum Schluss lediglich auf weiterführende Materialien verwiesen wird oder eine Abschlussrunde (mit Fazit) eingeplant wird oder sogar eine Vernetzung erwirkt wird, die über den Workshop hinausgeht (und z. B. die Bildung von Werkstattgruppen beinhaltet), kann individuell entschieden und umgesetzt werden.
Reflexion
Werden die Schreibübungen im didaktischen Kontext genutzt, ist es sinnvoll, Reflexionseinheiten einzuplanen. Dazu sollten Textergebnisse vorgestellt und gemeinsam gelesen werden. Diskussionsleitende Aspekte und Fragen könnten z. B. sein:
Hier geht es zu gattungsspezifischen Schreibübungen mit KI: Links zu den einzelnen Gattungen…: Prosa, Lyrik, …
Einzelnachweise
1 Auf fobizz.de finden sich auch Weiterbildungsangebote und Materialien zum Einsatz von KI in der Lehre.
Autor:innen
Text: Jenifer Becker
Lektorat: Jonas Galm, Ariane Siebel
Zitation: Jenifer Becker: Workshops umsetzen: Tipps und Hinweise für Lehrpersonen. In: AI-Labkit (2024) https://ai-labkit.de/schreiben/?post=workshops-umsetzen-tipps-und-hinweise-f%C3%BCr-lehrpersonen