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Schreiben

Hier findest du Schreibübungen zum Einstieg in die kreative Textarbeit mit KI. Die Übungen erfordern keine Programmkenntnisse und sind so aufgebaut, dass du sie an deine persönliche Schreiberfahrung anpassen kannst.

Prosa: Workshop-Konzept “Annäherungen”

Kreatives Schreibübungen mit Sprachmodellen können vielfältig aussehen: der Workshop “Annäherungen” soll ins literarische Erzählen mit Sprachmodellen einführen. Es geht darum, erzählerische Mittel und Begriffe kennenzulernen, anhand derer sich literarische Erzählungen beschreiben und diskutieren lassen. Außerdem soll der Workshop ins Prompting einführen und eine kritische Auseinandersetzung mit großen Sprachmodellen anregen, indem eigenständig sprachliche Limitationen und Potenziale ausgelotet werden. Der Workshop kann auf unterschiedliche Gruppengrößen angepasst werden und digital aus auch in Präsenz durchgeführt werden.

Der Workshop-Aufbau und die Übungen (Material: Schreibübungen) dürfen unter Nennung der Quelle für nicht-kommerzielle Zwecke (Weitergabe unter der gleichen Lizenz) übernommen und frei angepasst werden.Linzenz: Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC BY-NC-SA)

Exemplarischer Workshopaufbau

Zunächst müssen technische Voraussetzungen geklärt werden. Wenn mit großen Sprachmodelleng geschrieben werden soll, ist es ratsam, den Teilnehmenden im Voraus mitzuteilen, dass ein Zugang zu einem Sprachmodell notwendig ist. Ebenso muss vor Ort ein Internetzugang für alle gewährleistet sein. Die Workshop-Teilnehmenden, die keinen Zugang zu einem Sprachmodell haben (oder haben möchten), kann ggf. durch die Lehrperson ein digitaler Raum zur Verfügung gestellt werden, z. B. über https://fobizz.com/. Auf fobizz.de finden sich auch Weiterbildungsangebote und Materialien zum Einsatz von KI in der Lehre. Es ist ratsam, neben dem Chatverlauf ebenso ein Sprachverarbeitungsprogramm zu öffnen (z. B. Pages oder Word), in das Textabschnitte kopiert und dort weiterbearbeitet werden. So kann der kreative Text unkompliziert zusammengefügt und bearbeitet werden.

Damit alle Workshopteilnehmende den Aufgaben und Anweisungen folgen können, außerdem die Möglichkeit haben, Prompts zu kopieren, ist es ratsam, den Arbeitsauftrag (Schreibübung 1 - 3) schriftlich zur Verfügung zu stellen. Es ist ratsam, den Arbeitsauftrag erst zugänglich zu machen, nachdem die Schreibübungen erklärt wurden. So kann vermieden werden, dass die Teilnehmenden abgelenkt sind, weil sie schon anfangen, dem Arbeitsauftrag zu folgen, anstatt zuzuhören. Die Anweisungen können z.B. nach der Einführung als PDF per Mail verschickt werden oder oder auf einem Online-Dokument zugänglich gemacht werden, auf das alle zugreifen können.

Der Workshop könnte folgendermaßen aussehen (Umfang: ca. 120 Minuten):

  • Begrüßung + Vorstellungsrunde (welche Erfahrung habt ihr bereits mit großen Sprachmodellen gemacht? Welche Erfahrung habt ihr mit kreativem Schreiben und Schreibwerkstätten?) (ca. 10 Minuten)

  • Input: Kreative Schreibverfahren mit KI (durch die dozierende Person) + Zeigen von Beispielen (ca. 15 Minuten)Erklären von Schreibübung 1 (es ist ratsam die Übung einmal genau zu erklären und die einzelnen Schritte live vorzuführen) (ca. 10 Minuten)Arbeitsphase 1 (ca. 20 Minuten)Kurze Reflexion Schreibübung 1 (ca. 10 Minuten)

  • Erklären von Schreibübung 2 (es ist ratsam die Übung einmal genau zu erklären und die einzelnen Schritte live vorzuführen) (ca. 5 Minuten)

  • Arbeitsphase (15 Minuten)

  • Kurze Reflexion Schreibübung 2 (ca. 5 Minuten)

  • Erklären von Schreibübung 2 (es ist ratsam die Übung einmal genau zu erklären und die einzelnen Schritte live vorzuführen) (ca. 5 Minuten)

  • Arbeitsphase (15 Minuten)

  • Abschlussreflexion (Was hast du gelernt und was nimmst du aus dem Workshop mit?) (ca. 10 Minuten)

Arbeitsauftrag

Schreibübung 1: Annäherungen

Bei dem Workshop geht es darum, in die kreative Arbeit mit einem großen Sprachmodell einzusteigen und sich mit Prompting vertraut zu machen. Nutze dafür den vorgegebenen Prompt und versuche in der Szene eine realistische Raumdarstellung zu erzeugen.

Nicht wundern: Der gleiche Prompt wird immer einen anderen Text erzeugen, auch wenn wir das gleiche Programm nutzen oder den Prompt ein zweites Mal nutzen.

Kontext: Um Effekte wie narrative Immersion (in den Text hineingezogen werden) oder ästhetische Illusion (Realitätsgefühl) zu erzeugen, gibt es verschiedene schreibtechnische Ansätze, die sich verknappt auf die folgenden Kategorien herunterbrechen lassen: Raum, Figuren, Handlung, Zeit, sprachliche Umsetzung. Wir nähern uns heute der Textarbeit (erzählende Prosa) anhand der Kategorie: Raumdarstellungen. Raum ist eine von verschiedenen narratologischen bzw. poetologischen Kategorien, anhand der wir Erzählungen hinsichtlich ihrer Wirkung analysieren können.

Aufgabe: Öffne den Chat mit deinem Sprachmodell. Öffne außerdem ein Textverarbeitungsprogramm, in das du Textteile einfügen kannst, die du gut findest und mit denen du weiterarbeiten magst, z.B. Word. So kannst du den Text problemlos zusammenfügen und musst nicht später im Chatverlauf einzelne Passagen suchen.

Gib zunächst den folgenden Prompt ein, kopiere dafür den folgenden Textabschnitt heraus und füge ihn in den Chat mit deinem Sprachmodell ein:

  • Prompt 1: Schreibe die erste Szene eines Romans. Im Roman geht es um eine Person, die anfängt, an der Universität Hildesheim zu studieren. Die Person ist 19 Jahre alt und studiert Kreatives Schreiben. Die erste Szene spielt in der Mensa. Es ist das Jahr 2084.

Sichte den generierten Text und überlege, wie du die Raumdarstellung (das Setting) findest. Wie ist die Umgebung (die Mensa) dargestellt? Bist du zufrieden mit dem Setting und möchtest du es nochmal ändern lassen?

Promptbeispiele, wenn du mit dem Setting "Mensa" grundsätzlich nicht zufrieden bist - du kannst hier ganz eigenständig und kreativ andere Orte und Parameter einfügen, so, wie es dir gefällt:

  • Schreibe die Szene nochmal um und verändere das Setting. Die Szene soll in einem Supermarkt spielen, um sechs Uhr morgens, in der Hildesheimer Innenstadt.

Oder etwas absurder:

  • Schreibe die Szene nochmal um und verändere das Setting. Die Szene soll in einem Spaceship spielen.

Unabhängig davon, ob du das Setting nochmal änderst oder nicht, achte im nächsten Schritt auf Folgendes:

Ist das Setting ausreichend beschrieben? Braucht es mehr Details? Gibt es sinnliche Beschreibungen, die die Atmosphäre "Mensa" (Oder deines Settings) gut transportieren? ...wie riecht es? ...welche Geräusche sind wahrnehmbar? ...wer ist da und wie sieht es aus?

Setze folgendermaßen an: Lasse eine zusätzliche Beschreibung generieren und füge diese an einer passenden Stelle im Text ein:

Promptbeispiel:

  • Schreibe eine detailliertere Raumbeschreibung der Mensa, die die Atmosphäre besser transportiert. Viele Details, die Mensa befindet sich in einem sanierten Gebäude, es riecht nach Fett, aber auch nach Desinfektionsmitteln. Die Mensa ist fast leer, weil es acht Uhr morgens ist.

Oder:

  • Schreibe den Anfang der Szene nochmal neu. Steige mit der Beschreibung der Universität ein. Die Universität wird von oben beschrieben, wie bei einer Luftaufnahme, Zoom auf die Mensa, dann auf die Hauptfigur, die durch die Schiebetüren die Mensa betritt.

Integriere klare Anweisungen. Welche Atmosphäre soll erzeugt werden? Und wie soll diese sprachlich umgesetzt werden?

  • Schreibe eine detailliertere Raumbeschreibung der Mensa. Fokus auf visuellen Beschreibungen, Bildbeschreibungsähnlich, detaillierte Farb- und Materialbeschreibungen, distanzierte Beschreibung, technisch.

Experimentiere weiter und kopiere Textpassagen, die du gut findest, in die Textverarbeitungsdatei. Baue die Szene ggf. neu zusammen. Lasse Beschreibungen generieren und füge diese zusammen.

Schreibübung 2: Plot

In der zweiten Übung soll nun mit Hilfe eines großen Sprachmodells der Plot für die weitere Geschichte konstruiert werden. Der Plot, oder auch die Handlungsstruktur, ist der Grundriss einer Erzählung und wird als Überbau vor dem eigentlichen Schreiben festgelegt. So kann die schreibende Person sich anschließend an den einzelnen Handlungsstationen entlangschreiben und sie als Orientierung nutzen.

Wir starten wieder alle mit dem gleichen Prompt, und versuchen eine schlüssige und spannende Geschichte zu umreißen. Vergiss auch bei dieser Übung nicht, interessante Textbausteine in deinem Textverarbeitungsprogramm für später zu sichern.

Bleibe in dem Fenster, in dem deine erste Szene entstanden ist und mache mit folgendem Prompt weiter:

  • Schreibe nun den Plot für den Rest der Erzählung.

Schau dir das Ergebnis an. Gefällt dir der Ablauf der Geschichte? Ist etwas nicht schlüssig?

Wenn du die Handlungsstruktur etwas interessanter gestalten möchtest, könntest du versuchen von einer linearen Erzählweise wegzukommen und/oder auf ein Happy-End zu verzichten. Du kannst auch weitere Handlungsstränge, also mehrere Handlungen innerhalb des Plots, hinzufügen.

  • Beispiel: Schreibe den Plot noch einmal um und wechsle in eine asynchrone Erzählweise. Außerdem soll die Geschichte kein Happy-End haben.
  • Oder: Füge mehrere Handlungsstränge hinzu.

Was fehlt dir in der Handlungsstruktur noch? Werde konkreter bei deinen Vorstellungen und gib detailliertere Anweisungen:

  • Beispiel: Schreibe den Plot noch einmal um. In der Geschichte soll es um eine Verschwörung an der Universität gehen, der die Protagonist*innen auf die Schliche kommen. Das Ende soll einen schockierenden Plot-Twist enthalten.

Oder lasse bestimmte Szenen klarer herausarbeiten:

  • Arbeite die Schlüsselszenen detaillierter heraus.

Probier‘ dich hier aus, bis du das Gefühl hast ein schlüssiges und interessantes Handlungsskelett für deine Erzählung zu haben.

Schreibübung 3: Show don't tell

In der dritten Übung schauen wir uns die sprachliche Umsetzung an. Wir nutzen dafür den im Kreativen Schreiben und in Schreibratgebern vielzitierten Leitsatz: Show don't tell (Dt.: Zeigen, nicht erzählen). Anstatt das Geschehen vom Standpunkt der Erzähler:in aus zu beschreiben, soll dieses stattdessen in Form von Handlung oder Dialogen gezeigt werden. Große Sprachmodelle tendieren dazu, Geschehnisse eher zusammenzufassen oder verknappt zu erzählen, anstatt Atmosphäre oder Handlung zu beschreiben. Als Beispiel:

Ich habe ChatGPT eine Kurzgeschichte über einen Todesfall in einer Familie schreiben lassen und mitunter folgenden Absatz erhalten:

„Die Beerdigung war ein trauriges Ereignis, das das ganze Dorf zusammenbrachte. Thomas war beliebt gewesen, ein Mann, der immer ein offenes Ohr und ein freundliches Wort für jeden hatte. Sein Fehlen hinterließ eine spürbare Leere.“

Die Beerdigung wird nicht auserzählt, wodurch es schwieriger sein kann, bei Leser:innen Mitgefühl auszulösen.  ChatGPT erzählt zwar, dass die Beerdigung traurig war, die Emotion wird aber kaum transportiert. Ich kann mir darüber hinaus als Leser:in nicht nachvollziehbar vorstellen, wie genau sich die spürbare Leere anfühlt. Wenn ich nun einen Roman schreiben will, mit dem ich Leser:innen emotional involvieren möchte, wäre es dieser Stelle ratsam, die Szene zu verlängern, weniger raffend zu erzählen, außerdem den Inhalt (eine Beerdigung auf der Leute = traurig) anhand von nachvollziehbaren Handlungen nachvollziehbar zu gestalten; Zu zeigen, wie traurig das Ereignis ist, anstatt es lediglich als traurig zu bezeichnen (und damit zu erzählen).

Aufgabe: Identifiziere eine Stelle in deinem generierten Text, in der das Sprachmodell deiner Meinung nach zu erzählend schreibt. Kopiere diese Stelle raus und füge sie in z. B. folgenden Prompt - der Prompt ist auf das Beispiel zugeschnitten, je nachdem, worum es in deiner Textstelle geht, kannst du den Prompt anpassen:

  • Schreibe die folgende Passage noch einmal um. Mehr Show don't tell, mehr Beschreibungen, mehr Innenansicht; die Beerdigung als Szene schreiben, nicht erwähnen, dass jemand traurig ist, sondern zeigen, dass die Gäste traurig sind: „Die Beerdigung war ein trauriges Ereignis, das das ganze Dorf zusammenbrachte. Thomas war beliebt gewesen, ein Mann, der immer ein offenes Ohr und ein freundliches Wort für jeden hatte. Sein Fehlen hinterließ eine spürbare Leere.“

Überarbeite verschiedene Szenen nach dem Muster um und füge sie anschließend wieder in den Text ein.

Autor:innen:
Text: Jenifer Becker und Elena Ziegler
Lektorat: Ariane Siebel und Jonas Galm. 
Zitation: Jenifer Becker u. Elena Ziegler: Workshop-Konzept “Annäherungen”. In: AI-Labkit https://ai-labkit.de/schreiben/?post=prosa-workshop-konzept-ann%C3%A4herungen

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