KI, was tun? Ein- und Ausblicke
Der Hype ist vorbei, steht uns noch bevor oder die Blase wird sowieso platzen: Künstliche Intelligenz, machine learning und large language models bleiben ein brandheißes wie unübersichtliches Thema. Wir suchen nach Perspektiven, die uns weiterbringen. Im Gespräch mit Menschen (und Maschinen), die etwas zu sagen haben, bewegen wir uns fragend fort: kann KI mir noch etwas Neues erzählen? Wie ist der Stand der Dinge aus künstlerischer, wissenschaftlicher, ethischer, technologischer und gesellschaftlicher Perspektive? Wo versagen die großen KI-Programme (noch) und was kommt auf uns zu – unweigerlich? Wir fragen nach bei denen, die es wissen könnten. Einmal im Monat spricht das AI-Writing-Lab mit Personen aus der akademischen Praxis und der künstlerischen Theorie, mit Philosophinnen und Schreibenden, Cyborgs und KI-Skeptikern über die Fragen, die die wohl prominenteste – und möglicherweise folgenschwerste – soziotechnische Entwicklung seit dem world wide web aufwirft. Parallel zur Gesprächsreihe, die digital stattfindet und aufgezeichnet wird, stehen wir wöchentlich an der Domäne für eure Fragen, Projekte und Gesprächsimpulse zur Verfügung. Aktuelle Präsenzzeiten findest du hier.
.
.
.
.
Programm SoSe 25
.
.
///// Mi, 16.04.25: Künstlerische Interventionen in der Lehre: KI kreativ vermitteln
19:00 - 20:00 Uhr
Gäste: Johanna Teresa Wallenborn und Viktoria Magnucki
Moderation: Jenifer Becker
Link: https://bbb.uni-hildesheim.de/b/jen-tm3-1za-dey
.
Wir sprechen über die Vermittlung generativer Künstlicher Intelligenz in Bildungskontexten: Vor welchen Herausforderungen stehen Universitäten, Schulen und Bildungseinrichtungen seit ChatGPT? Welche Kompetenzen sollten im Kulturbereich vermittelt werden? Und was ist das Potenzial künstlerischer Interventionen beim Erwerb von KI-Kompetenzen? Zu Gast sind Viktoria Magnucki (Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Medienpädagogin) und Johanna Teresa Wallenborn (Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Zukunftsforscherin). Beide teilen ihre Erfahrungen und geben Einblicke in ihre Vermittlungs- und Lehransätze.
Die Veranstaltung findet online statt.
.
Viktoria Magnucki ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Seminar für Medienbildung an der Europa-Universität Flensburg. Sie forscht an der Schnittstelle von feministischer Filmtheorie und der geschlechterreflektierenden Medienpädagogik. Als freie Medienpädagogin beschäftigt sie sich in kreativen Medienprojekten mit den Themen Film und Künstliche Intelligenz. Ihr Ziel ist dabei die nachhaltige Förderung der Medienkompetenzen von jungen Menschen sowie die Weiterbildung von Multiplikator:innen. In künstlerischen Kontexten ist sie als Kamerafrau und Cutterin tätig.
.
Johanna Teresa Wallenborn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im KI-Labor an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und assoziierte Wissenschaftlerin im Bereich Public Interest AI am Alexander von Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft in Berlin. Mit einem Hintergrund in Zukunftsforschung (M.A.) und Philosophie und Medienwissenschaften (B.A.) untersucht sie die Auswirkungen aufkommender Technologien auf Kultur und Gesellschaft sowie die Rolle von Kunst und Design bei der Auseinandersetzung mit aktuellen und zukünftigen Themen. Neben Lehre und Forschung vermittelt Johanna in Workshop- und Diskursformaten Methoden der Zukunftsforschung und verbindet sie mit Themen der digitalen Transformation und deren gesellschaftlichen Auswirkungen. Zuvor war sie 12 Jahre als Programmleiterin, Ausstellungskuratorin und Festivaldirektorin tätig und hat internationale Kunst- und Kulturprojekte in Seoul, Los Angeles, Mexiko-Stadt, Berlin und Frankfurt am Main umgesetzt.
.
.
.
///// Mi, 28.05.25: Berlin, Miami: (Post-)artifizielle Literatur schreiben
19:00 - 20:00 Uhr
Gast: Hannes Bajohr
Moderation: Jenifer Becker
Link: https://bbb.uni-hildesheim.de/b/jen-tm3-1za-dey
.
Wie lassen sich große Sprachmodelle (LLMs) zum Erzählen bringen: Der Autor und Medienwissenschaftler Hannes Bajohr gibt Einblicke in seine literarische Praxis. Wir sprechen über die Entstehung seines experimentellen Romans Berlin, Miami (2023) und darüber, welches literarische Potenzial hinter Begriffen wie dem Kieferling, Lebensviren und Co-Yoga steckt. Welche Literatur entsteht, wenn Sprachmodelle Gegenwartstexte halluzinieren; und schreiben wir in Zukunft bald alle via Code?
.
Hannes Bajohr, geboren 1984 in Berlin. Lebt in Berkeley, Kalifornien, und gelegentlich Berlin. Studierte Philosophie, deutsche Literatur und neuere und neueste Geschichte an der Humboldt-Universität und wurde an der Columbia University, New York, mit einer Dissertation über Hans Blumenbergs Sprachtheorie promoviert. Er ist Assistant Professor of German an der University of California, Berkeley. Produktion literarischer und akademischer Texte. Arbeitet zu politischer Philosophie, philosophischer Anthropologie, Sprachtheorie des 20. Jahrhunderts, digitalen Literaturen. Schreibt Prosa, Essayistik und digitale Lyrik.
.
anstehend:
18.06.25: Gespräch mit Nils Westerboer über KI in der Literatur
16.07.25: Gespräch mit Anna Puzio über Transhumanismus und Roboterethik
.
.
.
.
,
,
,
.
Archiv: Programm WS 24/25
.
21.11.24: Corporate KI? Der Einfluss von KI auf literarische Sprache.
Donnerstag, 21.11.24, 18:00 - 19:00 Uhr
Gast: Christian Daul
Moderation: Jenifer Becker
Link zur Veranstaltung: https://bbb.uni-hildesheim.de/b/jen-tm3-1za-dey
Wie wird KI in Werbe- und Textagenturen eingesetzt und was können Texter:innen und Schriftsteller:innen voneinander lernen: Der Texter und Kreativdirektor Christian Daul spricht über das Konzept der “Corporate Language”, hierbei wird Branding (Markenbildung) über Sprache vermittelt, die auf Unternehmen zugeschnitten wird. Ähnlich wie im literarischen Schreiben, wo wir als Autor:innen dazu angehalten sind, unsere eigene “Stimme” zu finden (“Find your Voice”), sucht auch Christian Daul in Werbe- und Unternehmenskontexten nach eigenwilligen Sprachen und Stimmen. Eingesetzt werden dafür nun auch große Sprachmodelle. Wir sprechen darüber, welche Überschneidungen und Differenzen es im Texten und Schreiben mit KI gibt und wie Sprachmodelle Textarbeit verändern - ist es überhaupt möglich, individuell zu klingen, wenn wir Sprachmodelle nutzen, die für ihre generischen Inhalte bekannt sind? Und lassen sich KI-gestützte Verfahren in der “Corporate Language” auf Literatur übertragen?
Christian Daul ist seit 2019 CEO und Geschäftsführer bei REINSCLASSEN. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Diplom-Betriebswirt war zuvor in führenden Agenturen als Geschäftsführer und Chief Creative Officer. Er ist Texter und Konzepter für große, internationale Marken und gewann für seine Arbeiten über 70 Kreativ- und Effizienz-Preise im In- und Ausland. 2008 vertrat er Deutschland in der Cannes Lions Jury. Er ist Co-Autor verschiedener Text- und Marketing-Fachbücher, zuletzt das bei Springer Gabler erschienene „Brand Evolution“ von E. Theobald/ B. Gaiser.
.
.
.
09.12.24: Das kann mein MacBook doch auch: menschliche und maschinelle Übersetzung.
Montag, 09.12.24,19:00 - 20:00 Uhr
Gast: Lina Briks
Moderation: Jonas Galm
Link zur Veranstaltung: https://bbb.uni-hildesheim.de/b/jen-tm3-1za-dey
.
Was machen Übersetzer:innen eigentlich beruflich – und stirbt mit dem Triumphmarsch der AI-Programme gleich eine ganze Berufsgruppe? Wir sprechen mit Lina Briks über Tätigkeitsfelder von Übersetzer:innen. Warum gleichen sich etwa drei deutsche Übersetzungen eines englischen Textes nie genau, und welche Relevanz hat das für uns als Leser:innen? Wie widme ich mich einem literarischen, sachlichen, funktionalen Text in der Absicht, ihn in meine Sprache zu übertragen? Welche (genuin menschlichen wie algorithmisch darstellbaren) Mechanismen wende ich dafür an? Kommt nun bald eine KI und erleichtert Übersetzer:innen (um) ihre Arbeit – oder bleibt das Science Fiction? Das Gespräch kann als Auftakt zum Januar-Talk mit Claudia Hamm verstanden werden, in dem eine dezidiert kritische Position gegenüber generativen Sprachsoftwares in Übersetzungs- und Sprachkontexten beleuchtet wird.
.
Lina Briks hat in Hamburg, Salerno, Amsterdam und Norwich Klassische Philologie, European Studies, Italianistik sowie Literarische Übersetzung studiert und übersetzt aus dem Englischen, Niederländischen und Italienischen ins Deutsche. Zuletzt erschien der Katalog World Press Photo Award 2024 bei Hatje Cantz (Berlin). Briks leitet Sprach- und Erstorientierungskurse für Geflüchtete und wirkte bereits an verschiedenen Literaturmagazinen, Verlagen und Festivals wie dem PROSANOVA 2O23 in Hildesheim kuratorisch mit..
.
.
13.01.25: Zwischen Fortschritt und Technokratie: Sind wir bloß Papageien der Sprachautomaten?
Montag, 13.01.25, 19:00 - 20:00 Uhr
Gast: Claudia Hamm
Moderation: Jonas Galm
Link zur Veranstaltung: https://bbb.uni-hildesheim.de/b/jen-tm3-1za-dey
Wir sprechen mit Übersetzerin, Essayistin und Herausgeberin Claudia Hamm über die Risiken einer menschlichen Welt, die sich freiwillig in die Hände generativer KI begibt. Ist eine solche Synthese wünschenswert? Lässt sie sich gestalten? Oder aufhalten, falls nötig? Das Gespräch setzt bei der Produktion von ”Automatensprache” an - so der Titel einer von Claudia Hamm herausgegebenen Anthologie. Wir diskutieren darüber, was passiert, wenn wir unsere sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten allmählich dem täglichen chit-chat mit großen Sprachmodellen anpassen. Anders gefragt: verkümmert menschliche Kommunikation?Neben Fragen zum veränderten Sprachgebrauch, soll es auch um reale Gefahren gehen, die uns schon jetzt und in naher Zukunft bevorstehen - abseits von kurzsichtigen und oft einfallslosen KI-Welteroberungs-und-Tyrannei-Szenarien in der Kunst und im sozialen Miteinander.
Claudia Hamm, geboren 1969, ist Regisseurin, Autorin von Theatertexten und Essays und Literaturübersetzerin, v.a. von Emmanuel Carrère, aber auch Mathias Énard, Édouard Levé, Nathalie Quintane, Ivan Jablonka, Joseph Ponthus, Joseph Andras. Ihre Theater- und Übersetzungsarbeit wurde mit Stipendien und Preisen gewürdigt, 2016 erhielt sie etwa den Literaturpreis “Text & Sprache” für ihr übersetzerisches Gesamtwerk. Hamm ist Mitinitiatorin der Petition “Manifest für menschliche Sprache”, die auf change.org derzeit über 4.000 Unterstützer:innen zählt und auf systemische Risiken textgenerierender KI hinweist und u.a. juristische Regulierung, den Schutz von Urheberrechten, Mitbestimmung und gezielte Kulturförderung fordert. 2024 erschien der Sammelband Automatensprache bei HANSER Akzente, der mehr als 20 Stimmen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft zum Thema versammelt..
.
.
.
10.02.25: Biases umschreiben: Feministische Bots und konzeptuelle KI-Literatur.
FÄLLT AUS - neuer Termin wird im SoSe bekanntgegeben.
Montag, 10.02.25,19:00 - 20:00 Uhr.
NEUER TERMIN IM SoSe
Gast: Elena Ziegler
Moderation: Jenifer Becker
Link: https://bbb.uni-hildesheim.de/b/jen-tm3-1za-dey
Wir sprechen mit Elena Ziegler über konzeptuelle Literatur als künstlerisch-feministische Praxis: Kann generative KI feministisch sein, obwohl die Bild- und Sprachmodelle Biases beinhalten und problematische Klischees reproduzieren? Wie lässt sich diesen Problematiken konstruktiv begegnen? Es geht um kritischen Aktivismus, Genderbilder im Zeitalter von „AI Slop“ und die Frage, ob mit dem inflationären Aufkommen von KI-Content Ideen (mal wieder) wichtiger werden als ihre Umsetzung. Die Literaturwissenschaftlerin und Konzeptkünstlerin zeigt auf, wie sich literarische Praktiken mit KI in eine künstlerisch-literarische Tradition einfügen und kontextualisiert eigene Arbeitsansätze, die sich an der Schnittstelle zwischen Coding und Kunst bewegen.
Elena Ziegler ist Literaturwissenschaftlerin und Konzeptkünstlerin. Aktuell forscht und lehrt sie am Zentrum für digitalen Wandel der Universität Hildesheim zu den Themen Digitalliteratur und Hate Speech. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Nutzung von KI als Antidiskriminierungstool in Onlineräumen und im Seminarkontext. Sie gibt außerdem Workshops und stellt ihre Arbeiten aus, wie die Installation SHIFT, die mit Hilfe von KI Hatespeech umwandelt.